R&S®HM8118: Messung von Kondensatoren und Induktivitäten
Informationen vom Experten für Experten
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Widerstände, Kondensatoren und Induktivitäten sind Hauptbestandteile von elektrischen Schaltungen. Es muss sichergestellt werden, dass sie ordnungsgemäß und exakt arbeiten. Aus diesem Grund ist es notwendig, diese während der Schaltungsentwicklung gründlich zu testen. Üblicherweise verwendet man dazu LCR-Messgeräte, die für das Labor und die Produktion unverzichtbar sind. In dieser Application Card wird gezeigt, wie man grundlegende Messungen an Kondensatoren und Induktivitäten exakt und zuverlässig durchführt.
Messgrundlagen
Die R&S®HM8118 LCR-Messbrücke unterscheidet sich von Messgeräten, die auf einer typischen Wien-, Maxwell- oder Thomson-Brücke basieren. Im Gegensatz zu anderen LCR-Messbrücken nutzt sie eine Wechselspannungsanregung, um die Impedanz Z und den Phasenwinkel Φ zu messen.
Bei der Durchführung von Messungen muss berücksichtigt werden, dass die Eigenschaften von elektrischen Bauelementen (z. B. Kondensatoren) in Abhängigkeit von bestimmten Parametern, insbesondere der Frequenz, variieren. Zu den weiteren Faktoren, die sich auf das Verhalten der Bauelemente auswirken, gehören Alterung, Temperatur, zusätzlicher Bias und die elektrische Belastung.
Das Ersatzschaltbild eines jeden Messobjekts enthält induktive, ohmsche und kapazitive Elemente. Beispielsweise besitzt ein Kondensator parasitäre induktive und ohmsche Elemente, eine Induktivität enthält parasitäre ohmsche und kapazitive Elemente. Das bedeutet, dass ein idealer Phasenwinkel Φ (90° = rein induktiv, 0° = rein ohmsch, –90° = rein kapazitiv) niemals erreicht wird. Bei beiden Bauelementetypen führen die parasitären Elemente zu einer Eigenresonanz bei einer bestimmten Frequenz.
Darüber hinaus muss man unbedingt erwähnen, dass jede Messung aufgrund der parasitären Elemente zu einem gewissen Grad ungenau ist und so zu einer systematischen Messabweichung führt.
Prüfaufbau
Denken Sie immer daran, dass der Prüfaufbau wesentlichen Einfluss auf die Messungen haben kann. So hat beispielsweise bei Kondensatoren im Pikofarad-Bereich die Position der Klemmen einen beträchtlichen Einfluss auf das Messergebnis. Dies lässt sich anhand des folgenden Experiments mit den Standard-Kelvin-Klemmen, die im Lieferumfang des Geräts enthalten sind, einfach zeigen:
Das Experiment zeigt, dass die Auswahl eines für Ihre Applikation geeigneten Testadapters von großer Bedeutung ist. Der R&S®HZ181 4-Draht-Testadapter ist eine gute Wahl für verdrahtete Bauelemente. Somit werden Probleme, die sich durch unterschiedliche Abstände ergeben, vermieden.
Kalibrierung des Testaufbaus
Um eine optimale Performance und Genauigkeit zu erzielen, ist es bei der Messung von unbekannten Geräten empfehlenswert, das Messgerät auf allen verfügbaren Frequenzen (20 Hz bis 200 kHz in 69 Schritten) zu kalibrieren. Nachdem man sich für einen geeigneten Testaufbau entschieden hat und das Messgerät mindestens 30 min aufwärmen konnte, führen Sie folgende Schritte für die Kalibrierung aus:
Messung einer unbekannten Induktivität
Hinweis: Induktivitäten, die ferromagnetisches Kernmaterial enthalten, sind üblicherweise für ein bestimmtes Frequenzband ausgelegt. Falls eine Induktivität mit einer Messfrequenz außerhalb dieses Bands getestet wird, können die Ergebnisse von der Spezifikation der Induktivität abweichen. Dies sollte im Vorfeld geprüft werden. Schalten Sie zuerst die Testsignal-Pegelanzeige ein:
Schließen Sie nun die unbekannte Induktivität am Messaufbau an und wechseln Sie zur Z/Φ-Messung, indem Sie auf [Z – Φ] drücken. Der Phasenwinkel sollte positiv sein.
Suchen Sie jetzt nach der besten Erfassungsfrequenz:
Die Induktivität wird nun zusammen mit dem Serienwiderstand angezeigt. Stellen Sie sicher, dass die Spannung nicht zu stark abfällt (bis minimal 35 % der Nennspannung ist in Ordnung – in diesem Fall beträgt die Nennspannung 1 V; siehe Abschnitt „LEV“ im oberen linken Teil der Anzeige).
Messung eines unbekannten Kondensators
Hinweis: Goldkondensatoren können mit R&S®HM8118 nicht gemessen werden, da das Material zu inert ist.
Schalten Sie die Testsignal-Pegelanzeige ein und schließen Sie den unbekannten Kondensator am Messaufbau an.
Wechseln Sie zur Z/Φ-Messung, indem Sie auf [Z – Φ] drücken (der Phasenwinkel sollte negativ sein). Suchen Sie jetzt nach der besten Erfassungsfrequenz:
Die Kapazität wird nun zusammen mit dem Serienwiderstand angezeigt.
Stellen Sie sicher, dass die Spannung nicht zu stark abfällt (bis minimal 35 % der Nennspannung ist in Ordnung – in diesem Fall beträgt die Nennspannung 1 V; siehe Abschnitt „LEV“ im oberen linken Teil der Anzeige).
Weitere Informationen
Falls die Spannung unter 35 % des Nennwerts fällt, schalten Sie in den Konstantspannungsbetrieb. Die zuvor getätigte Kalibrierung bleibt gültig, wenn man in diese Betriebsart wechselt.
Falls der Konstantspannungsbetrieb aktiv ist (ON), wird der Quellwiderstand auf 25 Ω voreingestellt. Die am zu prüfenden Bauelement angelegte Spannung bleibt für alle Bauelemente mit einer Impedanz von deutlich mehr als 25 Ω nahezu konstant. Dies kann vor allem bei niedrigeren Induktivitätswerten zu besseren Ergebnissen führen. Beachten Sie unbedingt, dass die Genauigkeit um den Faktor 2 reduziert wird, wenn man in dieser Betriebsart arbeitet.
Es ist zudem möglich, die Eigenschaften des Prüflings mit der beabsichtigten Arbeitsfrequenz ohne Abstimmung zu ermitteln. Mit diesem Ansatz können Sie die Kalibrierung für genau diese Frequenz in der „SGL“-Betriebsart durchführen (Gerätemenü „CORR“ – „MODE: SGL“).
Referenzen